Krähen Bücher

1949-1954: Nest-Verlag, Nürnberg

1955-1963: Nest-Verlag, Frankfurt a.M.

1964-1967: Gebrüder Weiß Verlag, München/Berlin

"Der komplette Satz wäre ein Vermögen, in Anbetracht der Sache wohl auch ein kleines Verbrechen, etwa einen Einbruch wert. Die fette Beute: sämtliche Bücher einer deutschen Krimi-Reihe, die kaum noch jemand kennt und die doch bis heute maßstabprägend geblieben ist. Der Name dieser Krimi-Reihe lautet – lautete, muß es richtig heißen – Krähen-Bücher." (Alf Meyer: Politik und Kriminalliteratur: Karl Anders und seine >Krähen-Bücher<. Porträt eines Pioniers. Erschienen in: Jahrbuch der Kriminal-Literatur 1989, Bastei Lübbe 19067, 1989, S. 113).

Der Nest-Verlag wurde 1946 in Nürnberg von Karl Anders und drei Mitgesellschaftern gegründet. Anders, der 1939 nach England emigrierte, arbeitete während des Krieges bei der BBC und kehrte 1945 als Deutschlandkorrespondent der BBC zurück. Er berichtete über die "Nürnberger Prozesse" und verarbeitete seine Berichte in dem Buch "Im Nürnberger Irrgarten".

Der Nest-Verlag war ein politischer Verlag mit Beiträgen zur Völkerverständigung, Vergangenheitsbewältigung und Ökonomie. Mit der Währungsreform 1948 wurde auch die Lizenzbeschränkung für Verleger durch die alliierten Kontrollmächte aufgehoben, beide Ereignisse wirkten sich einschneidend aus. Die Papierzuteilungen, die bisher vom Verlagsprogramm abhängig waren, entfielen und viele der Vorkriegsverleger konnten wieder auf Ihren Bestandskatalog zurückgreifen. Politische Bücher waren nicht mehr gefragt und der Verlag musste sich, um überleben zu können, neu orientieren um konkurrenzfähig zu sein.

Anders, dessen Mitgesellschafter ausgestiegen waren, wollte aus ideologischen Gründen seine politischen Bücher nicht aufgeben; Geschenkbände und familiengeeignete Erzählungen waren ein erster kleiner Schritt um wieder Geld zu verdienen. Die Krähen-Bücher, eine Krimi-Reihe, wurden aus der gleichen Notwendigkeit geboren. Hilfreich waren für Anders seine Kontakte zu englischen Verlegern und Literaturagenten sowie sein immer noch bestehendes englisches Bankkonto. Anders' Kalkül war, dass ein Großteil der Auflagen von Leihbüchereien aufgekauft würden, ein zu Beginn schwieriges Unterfangen (bei den öffentlichen Leihbüchereien). Um Ressentiments abzubauen hielt Anders Vorträge über die Kriminal-Literatur und schrieb für den Herder-Verlag die Monographie über die Kriminalliteratur ( "Die Weltliteratur im 20. Jahrhundert").

"Kriminalromane mit Qualität sind ebenso selten wie andere Unterhaltungsliteratur mit Qualität. Das findet man aber nur heraus, wenn man sie liest. Das ist das Gute: Krimiromane muß man lesen, um zu wissen, ob sie gut sind" (Alf Meyer: Politik und Kriminalliteratur: Karl Anders und seine >Krähen-Bücher<. Porträt eines Pioniers. Erschienen in: Jahrbuch der Kriminal-Literatur 1989, Bastei Lübbe 19067, 1989, S. 136).

Anders wollte qualitative Literatur in guten Übersetzungen veröffentlichen. Das äussere Erscheinungsbild der Serie war uniform, ein silberfarbener Schutzumschlag mit dem Krähen-Symbol auf dem Buchrücken sollte bis 1966 die Krimi-Reihe visualisieren (Ausnahme hierbei die Bücher von Milo Dor und Reinhard Federmann sowie Marie Louise Fischer). Neben den gebundenen Ausgaben gab es ab 1952 die kartonierten Ausgaben. Die fast immer in grün gehaltenen Leinen-Ausgaben besitzen eine Fadenbindung, der leicht gewölbte Buchrücken hat ab 1950 Autor, Titel und Krähen-Symbol als Prägung. Oft wurden kartonierte Ausgaben nachträglich mit einem Leinen-Einband versehen (in unterschiedlichen Farben), diese sind erkennbar an der fehlenden Prägung und dem eckig ausgebildeten Buchrücken sowie der etwas kleineren Grösse. Ab 1956 gab es die Leihbuchausgabe, der Schutzumschlag war auf Vorder- und Rückseite geklebt und mit einer Klarsichtfolie überzogen.

Die durchschnittliche Auflage betrug 5000 Exemplare. Mit Vorabveröffentlichungen in Illustrierten und Nachdrucken in Tageszeitungen sowie Lizenzen für Buchklubausgaben erwirtschaftete der Verlag die benötigten zusätzlichen Einnahmen. Hinzu kamen ab 1955 die Erlöse aus den Taschenbuchlizenzen.

Karl Anders verlegte 1953 seinen Wohnsitz nach Frankfurt am Main und arbeitete als Verlagsleiter für die linksliberale "Frankfurter Rundschau". Die Zeitung erwarb 50% am Nest-Verlag, der 1955 nach Frankfurt übersiedelte. 1959 veräusserte Anders seine restlichen Verlaganteile. Ein Klima voller Ressentiments und spießbürgerlicher Doppelmoral veranlassten Anders letztendlich "seine Bücher" aufzugeben und wieder verstärkt politisch aktiv zu werden.

Die "Frankfurter Rundschau" verlor das Interesse an den Krähen-Büchern und verkaufte 1963  (ein Jahr, in dem nur wenige neue Bücher erschienen) alle Lizenzen an den Gebrüder Weiss Verlag in Berlin. Von 1964-1966 erschienen die Bücher in gewohnter Ausstattung, 1967 wurde die Krimi-Reihe grundlegend überarbeitet und ausschliesslich als Leinenausgabe mit neugestaltetem Schutzumschlag veröffentlicht. Nach drei Neuerscheinungen wurde die Krähen-Reihe nach 169 Bänden eingestellt (vgl. hierzu Ingo Laubvogel: Die Krähe und ihre Kuckuckseier, in: "Der Bluthund Nr. 1", Bayreuth, 1990, S. 3-12).

Die Auflistung, in der die Taschenbucherstveröffentlichung mit aufgenommen wurde, ist alphabetisch. Neuübersetzungen wurden nicht berücksichtigt, gleiches gilt für Buchklubausgaben.

Ausnahmsweise werden bei dieser Reihe auch die Illustratoren der Schutzumschläge mit genannt, da auch auf diesem Gebiet die Krähen-Bücher beispielgebend waren, wobei insbesondere die Titelbilder des Hausillustrators Carlo Demand herausragende Qualität aufwiesen.

¹ angekündigt als "Ein Sarg für Dimitrios"

² Titel auf Buchrücken: "FBI-Akten"

³enthält 6 Kurzgeschichten (CO = Continental Op): a) Hinterlist im Zickzack - Zigzags of Treachery (CO); b)Tod in der Pine Street - Death on Pine Street (CO); c) Fliegenpapier - Fly Paper (CO); d) Der Mord von Farewell - The Farewell Murder (CO); e) In der Korkenzieherschlucht - Corkscrew (CO); f) Stadt unterm Alpdruck - Nightmare Town

⁴ enthält 6 Kurzgeschichten (CO = Continental Op): a) Hokuspokus - The Main Death (CO); b) Das Haus in der Turk Street - The House in Turk Street (CO); c) Das Mädchen mit den Silberaugen - The Girl with the Silver Eyes (CO); d) Schüsse in der Nacht - Night Shots (CO); e) Gerissene Stricke - Two Sharp Knives; f) Frau eines Rauhbeins - Ruffian's Wife

⁵ angekündigt als "Der Einzelgänger"

⁶ enthält 3 Kurzgeschichten: a) Methode 3 - Method Three for Murder; b) Gift à la Carte - Poison à la Carte; c) Mord beim Rodeo - The Rodeo Murder

⁷ enthält 3 Kurzgeschichten: a) Eene meene Mörder mo - Eeny Meeny Murder Mo; b) Tod eines Dämons - Death of a Demon; c) Falschgeld gebündelt - Counterfeit for Murder

⁸ enthält 3 Kurzgeschichten: a) Morde jetzt, zahle später - Kill Now - Pay Later; b) Die offene Tür - Blood Will Tell; c) Treffpunkt Sackgasse - Murder Is Corny

Angekündigt jedoch nicht erschienen:

Außerhalb der Krähen-Reihe erschienene Kriminalromane (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

1965 erschienen Nachdrucke einiger Titel in der Reihe Krähen Kriminalromane

© 2002 classicrimes/Uwe Herm; Dieter Kästner